Creality K2 Plus Combo Test: Big, bigger, Creality K2 Plus…. So oder so ähnlich könnte es heißen und wenn man sich den K2 Plus gegenüber anderen 3D-Druckern mit Gehäuse so anschaut, ist der schon imposant.
Da zu kommt natürlich, dass es Creality nach vielen Versprechungen endlich geschafft hat, sein Mehrfarbsystem auf den Markt zu bringen. Das dann aber auch mit einem „großen“ Knall. Und dieser Knall steht jetzt vor mir.
Technische Daten des Creality K2 Plus
Bauraum | 350 x 350 x 350 mm |
Gesamtgröße | 495 x 515 x 640 mm (35 kg) |
Konnektivität | USB-A, WLAN, LAN und Cloud |
Toleranzen | 0,1 mm (auf 100 mm) |
max. Geschwindigkeit | 600 mm/s |
max. Beschleunigung | 30000 mm/s |
Filamentdurchmesser | 1,75 mm |
Hotend | Dreimetall-Düse (Schnellwechsel) Cu mit gehärteter Stahlspitze bis max. 350 °C |
Extruder | Dual-gear Direktantriebsextruder |
Druckplatte | PEI magnetische Druckplatte |
Bedienung | 4,3″ Touchscreen, PC, Smartphone |
Aufheizzeit | Druckbett 25 – 60 °C – 120 Sekunden Druckbett 25 – 100 °C – 480 Sekunden Hotend 25 – 200 °C – 28 Sekunden |
Besonderheiten | bis zu 16 Farben Autonivellierung (81 Punkte) beheizter Bauraum manuelle Nivellierung CoreXY „Matrix“ Rahmen Filamentsensor Fortsetzung nach Stromausfall Kamera |
Ein Vorwort zu Creality
Heute hat der 3D-Druck eine rasante Geschwindigkeit aufgenommen und damit meine ich nicht nur die Druckgeschwindigkeit. Die Entwicklung geht so schnell, dass jeder Hersteller Angst haben muss, den Anschluss zu verpassen.
Creality macht da in meinen Augen einen kleinen Fehler und will mit aller Gewalt ganz vorne mitspielen. So sehr, dass einiges zu früh auf den Markt kommt. Seien es Drucker oder die Slicer-Software Creality Print.
So passiert es dann, dass nicht alles perfekt oder nicht ausgereift ist, was ausgeliefert wird oder online geht. Man muss sich daher daran gewöhnen, auf Updates zu warten und erst nach und nach wird alles besser.
Dann wiederum muss man aber auch sagen, dass nach einigen Updates und manchmal auch (kostenlosen) Upgrades man einen wirklich soliden und guten Drucker vor sich hat. Denn Creality kann richtig gute Drucker bauen.
Aufbau des Creality K2 Plus Combo
Ein wenig können einem die Paketfahrer schon leid tun, denn die Combo aus dem Creality K2 Plus und dem CFS wiegt satte 54 kg. Aber ok, irgendwie muss unsereins das Teil auch ins Wohnzimmer bekommen.
Da steht nun der riesige Karton neben dem Esstisch und irgendwie muss der K2 Plus da raus. Zum Glück muss er nicht herausgehoben werden und stattdessen lässt sich der Karton abnehmen. Dennoch sollten anschließend zwei Personen den Drucker auf den Tisch stellen.
Dann beginnt die große Schrauberrei, denn das CFS befindet sich mitsamt den vier Rollen Filament (je 500 g) im Drucker und alles ist zig mal gesichert. Aber keine Bange, bereits auf dem Karton ist aufgedruckt, was wo gelöst werden muss.
ist alles auseinander genommen beginnt der eigentliche Aufbau, der sich auf ein paar wenige Schritte beschränkt. Eine Anleitung ist hierbei kaum nötig.
Da muss mit vier Schrauben die Display-Halterung angeschraubt und das Display angesteckt werden und bei Bedarf, ist der Filamenthalter anzubringen.
Aufbau und Anschluss des Creality CFS
Nur zur Info – CFS steht für Color Filament System. Also das ist der Kasten, der auf oder neben dem Drucker stehen kann und es dadurch dem Drucker ermöglicht, auf vier verschiedene Filamente zuzugreifen.
Dieses CFS wird dem 6-poligen Buskabel 485 (wer auch immer sich den Namen einfallen lassen hat) angeschlossen. Das Kabel ermöglicht einen Tatentransfer, der weitergereicht wird. Daher können auch mehrere CFS in Reihe angeschlossen werden.
Also ein Kabel verläuft vom Drucker zum CFS und von dort ein weiteres zum Hub mit Filamentsensor, welcher mit zwei Schrauben an der Rückseite des Druckers oder des CFS anschraubt werden kann.
Anschließend noch ein PTFE-Schlauch vom CFS zum Hub und einer vom Hub zum Drucker. Auch hier muss man sich über eine Anleitung keine Gedanken machen, auf jeder Tüte von Schlauch oder Kabel steht genau wofür und wohin damit. Einfacher geht es nicht.
Erste Einrichtung und manuelle Nivellierung
Ja, du hast richtig gelesen – manuelle Nivellierung. Aber dazu später, als erstes schalten wir den Creality K2 Pus Combo ein und warten. Das machen wir eine ganze Weile, denn besonders schnell scheint der verbaute Rechner nicht zu sein.
Irgendwann meldet sich der Bildschirm, möchte eine Sprache (aktuell nur Englisch und Chinesisch), die AGBs bestätigt und das WLAN eingerichtet haben. Wer den LAN-Anschluss nutzt, kann auf letzteres natürlich verzichten.
Anschließend bei Bedarf noch in der Cloud anmelden und dann kann auch schon der Selbsttest gestartet werden. Es brummt es rüttelt und es wird die Druckplatte vermessen (nivelliert). Anschließend eventuell noch ein Update mit erneuter Nivellierung und das war es dann auch schon.
Manuelle Nivellierung des Creality K2 Plus
Klar die meisten Drucker nivellieren heute automatisch und passen den Druck auch einer schiefen Druckplatte an. Das funktioniert zwar recht gut aber würde man anschließend einen Würfel auf dem schiefen Druckbett drucken, wäre dieser nicht rechtwinkelig.
Daher sollte man ein zu schiefes Bett manuell zumindest in Waage bringen, damit die Autonivellierung nur noch Unebenheiten ausgleichen muss. In meinem Fall betrug die Differenz zwischen dem höchsten und dem tiefsten Punkt immerhin satte 1,4 mm. Das ist zu viel.
Zum Glück gestattet der Creality K2 Plus neben der automatischen auch eine manuelle Nivellierung. Dazu wird die magnetischen Druckplatte abgenommen und es kommen 4 Inbusschrauben zum Vorschein.
Zwischen Druckbett und Träger befinden sich Federn und hält man unter dem Träger die Mutter fest und dreht die Schraube in die entsprechende Richtung, kann das Druckbett an den vier Ecken nachjustiert werden.
In meinem Fall konnte ich das Druckbett auf eine maximale Toleranz von etwa 0,25 mm bringen. Für eine Druckfläche dieser Größe ein sehr guter Wert. Ich weiß aber leider auch, dass nicht alle so viel Glück haben.
Creality Print ein Auf und Ab
Wie eingangs bereits geschrieben, ist Creality mitunter etwas voreilig und nicht jedes Update ist eine Verbesserung. Ich habe die 4er Version von Creality Print geliebt, weil sie so schön einfach war. Profis haben sich beschwert, dass sie zu alt war.
Also kam Creality Print 5 und damit eine riesen Umstellung. Auf den ersten Blick war alles komplizierter und umständlicher, dadurch hatte man aber auch viel mehr Möglichkeiten bei den Einstellungen.
Schade nur, dass es für die 5er Version nicht alle Druckerprofile gab und wer mehrere Creality-Drucker nutze, musste immer zwischen 4 und 5 switchen. So nach und nach konnte man aber mit allen Druckern umziehen.
Bis der Creality K2 Plus Combo das Licht der Welt erblickte….. Jetzt sind wir bei Creality Print 6.0. Zum Glück hat sich nicht so viel geändert aber wieder sind nicht alle Druckerprofile vorhanden und auch 6.0 hat noch einige Bugs.
Aber es wird daran gearbeitet, gibt immer wieder neue Updates und so langsam gewöhnt man sich auch an die etwas kompliziertere Bedienung. Ob das unbedingt einsteigerfreundlich ist, weiß ich nicht.
Dennoch wird das schon, man lernt damit umzugehen und hat man sich einmal eingearbeitet, ist Creality Print schon ein gewaltiges Tool mit vielen Möglichkeiten.
Weiter möchte ich darauf gar nicht eingehen, denn einerseits geht es um den Creality K2 Plus Combo und letztendlich hat jeder die freie Wahl, welchen Slicer er nutzt.
Das CFS des Creality K2 Plus Combo
Beim Bambu Lab heißt es AMS (Automatic Material System), bei Anycubic ACE Pro (Anycubic Color Engine Pro) und bei Creality eben CFS (Color Filament System). Am Ende ist es aber überall dasselbe beziehungsweise sehr ähnlich.
Das CFS dient dazu, vier Rollen Filament aufzunehmen und so vier verschiedene Filamente zur Verfügung zu stellen. Mit einem Datenkabel können bis zu vier CFS in Reihe angeschlossen und somit bis zu 16 Farben genutzt werden.
Die Funktionsweise dieser Farbsysteme ist bei alle Herstellern ziemlich identisch. Das Filament wird eingelegt und so weit in den PTFE-Schlauch geschoben, bis es vom Sensor registriert und automatisch eingezogen wird.
Dann wird es ein paar mal hin und her geschoben, um die genaue Endlage zu erkennen und gleichzeitig wird der RFID-Chip ausgelesen, um die Materialeigenschaften zu erkennen. Daher nicht wundern, wenn sich auch mal die Rolle daneben dreht, dann wurden wahrscheinlich zwei RFID-Chips erkannt und die Rolle wird wird aus den Erkennungsbereich gedreht.
So lässt sich Rolle für Rolle einlegen. Bis alle erkannt und eingelesen wurden, dauert es aber meist ein Weilchen. Beim Neustart des Druckers läuft das alles aber automatisch ab.
Was beim Creality CFS etwas schade ist, Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden zwar angezeigt, es besteht aber nicht die Möglichkeit, das Filament zu trocknen.
Besonderheiten des Creality K2 Plus Combo
Der Begriff Besonderheiten ist vielleicht etwas übertrieben, aber jeder 3D-Drucker bringt nun mal besondere Eigenschaften mit und darauf möchte ich etwas eingehen ohne tief in das Thema einzudringen und Neueinsteiger abzuschrecken.
Die Besonderheiten des Creality K2 Plus beginnen bereits bei der ersten Einrichtung, wenn der 3D-Drucker seinen Selbsttest durchführt. Da wird verfahren, nivelliert und gerüttelt. Das heißt, der Creality K2 Plus bietet eine automatische Nivellierung, Input Shaping und was man nicht gleich sieht, eine automatische Riemenspannung.
Da der Creality K2 Plus nicht nur ein stabiles sondern auch geschlossenes Gehäuse mitbringt, prädestiniert ihn das für den Druck temperaturempfindlicher Materialien. Dazu kommt eine gehärtete Düse, die den Druck von abrasiven Materialien gestatten.
Beim Druck von temperaturempfindlichen Materialien ist es wichtig, dass die Temperatur im Druckgehäuse hoch genug ist und konstant gehalten wird.Dafür gibt es eine Bauraumheizung und Temperaturkontrolle.
Eine weitere besondere Ausstattung ist sicher die eingebaute Kamera, die Creality wirklich versteckt untergebracht hat. Diese besitzt eine KI, die die Flowrate optimiert und Fehldrucke erkennen soll. Jedem sollte aber bewusst sein, dass das nicht in Perfektion funktioniert.
Weitere Besonderheiten wären die eingebauten Luftfilter und der RFID-Chip-Leser, der genutztes Filament erkennt, auch wenn kein CFS genutzt wird. Bisher sind jedoch noch recht wenige Filamente bei Creality mit einem Chip versehen.
Schneller Druck mit dem Creality K2 Plus Combo
Jetzt aber Schluss mit der Theorie und es wird endlich gedruckt. Dazu wird natürlich als erstes das Benchy aus dem Speicher genutzt, denn schließlich möchte Creality damit beeindrucken. Das gelingt zumindest mit einer Druckzeit von 15 Minuten.
Auch beim Thema Lautstärke kann der Creality K2 Plus Combo absolut begeistern. Im Abstand von 40 cm messe ich lediglich 54 Dezibel und das ist deutlich leiser als der Creality K1C.
Das Druckergebnis ist eher gut und noch etwas von sehr gut entfernt. Mit geschlossener Tür ist es vielleicht doch etwas zu warm und es sind deutliche Hänger an Fenster und Türen zu sehen. Auch am Schornstein erkennt man, dass etwas zu heiß gedruckt wurde.
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim farbigen Benchy, wo sich dann mehr Probleme beim Stringing zeigen. Ich habe generell das Gefühl, dass Creality die Drucktemperatur stets etwas zu hoch ansetzt, um sicherzustellen, dass die hohen Geschwindigkeiten ermöglicht werden.
Sehr gut sieht der Druck bei flachen Modellen aus, die mit mehrfarbigen Konturen gedruckt werden. Haarscharf grenzen sich die Farben ab und das Z-Offset scheint perfekt zu stimmen. An der obersten Schicht erkennt man jedoch, dass der Flow noch etwas kalibriert werden muss.
Super gelingen größere Drucke und das erst recht, wenn mattes und CR-PLA verwendet wird. Die Flächen sehen sehr egal aus und sehr sauber sind die Schichten zu erkennen.
Beim Druckbett hatte ich wie bereits erwähnt ziemlich Glück und das ist mit einer maximalen Differenz von 0,252 mm ziemlich gerade. Es geht aber auch anderes und ein zweites Testgerät lag bei fast 1 mm.
Um zu sehen, wie der Creality K2 Plus Combo damit umgeht, habe ich eine Platte (eher Folie) mit einer Dicke von 0,2 mm drucken lassen. Das Ergebnis kann sich echt sehen lassen. Mittig sind leichte Narben durch etwas zu viel Material zu sehen, insgesamt ist das aber ein sehr sauberer First Layer.
Die Creality Cloud ist die Community von Creality
Wer nicht selbst seine Druckteile konstruieren möchte oder kann, der kann direkt aus Creality Print oder der App heraus auf die Creality Cloud zugreifen. Dort gibt es nicht nur jede Menge kostenlose Modelle, viele lassen sich auch gleich mit den benötigten Druckeinstellungen laden.
Die Creality Cloud versteht sich aber nicht nur als Download-Center sondern viel mehr als Community. Neben Modellen gibt es auch ein Forum, Wettbewerbe, einen Shop und ebenso einen Blog mit interessanten Beiträgen.
Über Creality Print sollte man auf jeden Fall öfter auf die Cloud und „Online Resource / Online Params“ zugreifen. Hier findet man Updates zu verschiedenen Druckparametern.
Fazit zum Creality K2 Plus Combo
Der Creality K2 Plus Combo ist ein Koloss aber so groß wie er ist, so stabil ist er auch und das ermöglicht ihm trotz des großen Druckbettes und der hohen Geschwindigkeiten ein sehr sauberes Druckbild.
An der Ausstattung gibt es definitiv nichts zu kritisieren, denn er bringt alle Vorzüge mit, die ein 3D-Drucker mitbringen kann. Von der ersten Einrichtung bis zum ersten Druck läuft alles automatisch.
Mit dem Creality CFS sind mehrfarbige Drucke in 4 Farben möglich, was sich bis auf 16 Farben erweitern lässt. Wie bei jedem Drucker mit Filamentwechsel braucht das allerdings sein Zeit und produziert einiges an Abfall.
An der Druckqualität gibt es grundlegend nichts zu kritisieren, auch wenn die Filament-Profile noch nicht so perfekt passen, wie das beispielsweise beim K1C der Fall ist. Hier muss man daher selbst noch etwas korrigieren.
Echte (technische) Nachteile sind am Creality K2 Plus Combo nicht zu erkennen. Allerdings läuft einiges noch etwas hakelig, und mitunter tauchen Fehler auf, wo gar keine sind.
Creality hatte es offenbar etwas eilig, den K2 Plus Combo und Creality Print 6.0 auf den Markt zu bringen. Man sollte also etwas Geduld mitbringen und Creality Zeit geben, bis Soft- und Hardware perfekt harmonieren.