Mit dem Creality Ender-3 V3 habe ich einen weiteren 3D-Drucker von Creality und auch einen weiteren Ender im Test.
Warum wieder ein Creality? Ich mag die 3D-Drucker von Creality aus einem bestimmten Grund. Der günstigste kostet nicht mal 200 €, der teuerste liegt bei über 1000 € und jeder hat die Möglichkeit, seinen passenden Drucker zu finden.
Und auch wenn ich mich nicht mit jedem bisher getesteten 3D-Drucker von Creality “verbunden” gefühlt habe, entsprachen sie immer ihrem Preis. Man hat bekommen, was man bereit war auszugeben. Das gefällt mir.
Technische Daten des Creality Ender-3 V3 KE
Bauraum | 220 x 220 x 250 mm |
Gesamtgröße | 358 x 374 x 498 mm (7,8 kg) |
Konnektivität | USB-A, WLAN und Cloud |
Toleranzen | 0,2 mm (auf 100 mm) Z-Achse: 0,015 mm |
max. Geschwindigkeit | 600 mm/s |
max. Beschleunigung | 20000 mm/s |
Filamentdurchmesser | 1,75 mm |
Hotend | 60 Watt Dreimetall-Düse (Schnellwechsel) Cu mit Stahlspitze bis max. 300 °C |
Extruder | Direkt-Extruder |
Druckplatte | PEI magnetische Druckplatte |
Bedienung | 4,3″ Touchscreen, PC, Smartphone |
Aufheizzeit | Druckbett 25 – 60 °C – 112 Sekunden Druckbett 25 – 100 °C – 500 Sekunden Hotend 25 – 200 °C – 46 Sekunden |
Besonderheiten | Autonivellierung (25 Punkte) CoreXZ Galgen aus einem Stück Filamentsensor Fortsetzung nach Stromausfall Kamera nachrüstbar |
Der Aufbau ist ein Kinderspiel
Im Prinzip ist der Grundaufbau aller FDM-Drucker ähnlich. Es gibt einen Galgen, der bereits vormontiert ist und der am Grundkörper angeschraubt wird. Danach werden die Kabel angesteckt und diverse Anbauteile angebracht.
So ist es auch beim Creality Ender-3 V3. Insgesamt ist man aber doch schneller als üblich, weil es nichts anzubauen gibt und sich der Galgen leichter als gewohnt anschrauben lässt.
Unterhalb befinden sich die beiden Motoren, die mitsamt des Galgens in passende Aussparungen ihren Platz finden. Dadurch hält der Galgen selbstständig und kann bequem von oben mit 4 Schrauben gesichert werden. Kein Rumgewackel und keine Frage, wie man alles am besten ablegt, um von unten schrauben zu können.
Erst wenn der Galgen von oben gesichert wurde, wird der gesamte Creality Ender-3 V3 umgelegt und der Galgen von unten mit vier weiteren Schrauben gesichert.
Jetzt noch die Kabel an Motoren, Extruder und Filamentsensor angesteckt und der Drucker ist fertig aufgebaut. Der Filamenthalter wird nur angesteckt und benötigt keine Verschraubung.
Kleine Grundfläche hoher Platzbedarf
Ich mag es, wenn 3D-Drucker kompakt sind und eine möglichst rechteckige Grundfläche besitzen. Im Prinzip landet der Creality Ender-3 V3 damit einen Volltreffer. Die Druckfläche ist zwar nicht sehr groß, die Stellfläche aber auch nicht viel größer.
Daher finde ich es schade und sehr unschön gelöst, wie der Filament- oder Spulenhalter angebracht wird. Seitlich angesteckt steht er extrem weit raus und braucht enorm viel Platz. Das ließe sich sicher besser lösen.
Inbetriebnahme des Creality Ender-3 V3
Zur Inbetriebnahme des Creality Ender-3 V3 muss man im Grunde nichts mehr sagen, die läuft wie bei (vermutlich) jedem 3D-Drucker von Creality identisch ab.
Einfach einschalten und das Display führt einen durch alle erforderlichen Einstellungen, bis der Selbsttest inklusive automatischer Nivellierung gestartet wird. Der Selbsttest dauert etwa 10 Minuten und dann ist der 3D-Drucker einsatzbereit.
Das geht fix und sofern auch das WLAN eingerichtet wird, lässt sich die abgespeckte Klipper-Variante mit der vergebenen IP im Browser aufrufen.
Dort ist dann auch das Mesh zu sehen, was jedoch nicht so ganz begeistert. Das Bett ist ziemlich verformt und reicht von -0,1455 bis 0,2749 mm. Das ist eine Toleranz von über 0,4 mm und einfach zu viel.
Der Creality Ender-3 V3 selbst bietet keine Möglichkeit an, das Bett manuell zu nivellieren. Mit dem Lösen der Schrauben und kleinen Unterlagen aus Papier kann jedoch nachgeholfen werden.
So ließ sich die Differenz auf 0,23 mm senken. Viel mehr ist aber nicht möglich, das das Bett in sich selbst verformt ist.
Creality Ender-3 V3 Benchy Speedtest
Ehe noch irgendetwas am Creality Ender-3 V3 gemacht wird, starte ich wie immer den Benchy Speedtest. Das heißt: Auspacken, aufbauen, Selbsttest, mitgeliefertes Filament einlegen und Benchy vom Stick starten.
Es vergehen etwa 8 Minuten, die der Ender benötigt, um einen kleinen Selbsttest durchzuführen, nochmal zu leveln und alles vorzuheizen, ehe der eigentlich Druck beginnt.
Das hat mich dazu bewegt, meinen Geschwindigkeitstest etwas anders zu sehen. Bisher habe ich die gesamte Druckzeit inkl. Vorbereitung verglichen, was allerdings etwas unfair ist, da die Vorbereitungszeit, bei kleinen Druckteilen eine enorme Auswirkung hat.
Nimmt man die gesamte Druck- und Vorbereitungszeit des Creality Ender-3 V3, ist er mit etwa 21 Minuten nicht schneller als der K1 oder K1C.
Zieht man die jedoch die lange Vorbereitungszeit ab, bleibt eine reine Druckzeit von13 Minuten, was ein neuer Rekord bei allen bisher von mir getesteten 3D-Druckerrn ist. Da kommen der K1 und K1C beispielsweise auf etwa 17 Minuten.
Neu: Core XZ für mehr Speed
Die Bezeichnung CoreXZ gibt an, dass die X- und die Z-Achse verbunden sind und gemeinsam mit zwei Motoren gesteuert werden.
Wie das genau funktioniert, ist im Grunde egal. Wichtig ist, dass beide Motoren fest mit der Grundeinheit verbunden sind und kein Motor mehr bewegt werden muss. Das ermöglicht eine bessere Beschleunigung und höhere Geschwindigkeit.
Dazu setzt Creality beim Ender-3 V3 jetzt auch auf einen Galgen, der aus einem Stück besteht und dadurch eine bessere Steifigkeit bietet, um Schwingungen abzufangen.
Es ist davon auszugehen, dass Creality damit einen neuen und hoffentlich dauerhaften Weg für die Ender-Reihe einschlägt.
Geschwindigkeit ist nicht alles
Ja, der Creality Ender-3 V3 ist verdammt schnell und kurioser Weise bleibt er dafür noch relativ leise. Sofern sich 63 dB als leise bezeichnen lassen.
Jedoch ist Geschwindigkeit eben nicht alles und das gedruckte Benchy begeistert nur mäßig. Es sind einige Verformungen zu sehen, die so nicht sein sollten und Brücken hängen teilweise zu deutlich durch.
Ich vermute mal, hier passt die Kühlung nicht ganz zur Druckgeschwindigkeit. Das erklärt, warum der V3 relativ leise bleibt und Brücken hängen. Der K1 und K1C haben eine deutlich kräftigere Kühlung, sind dadurch lauter, der Druck sieht aber besser aus.
Der Creality Ender-3 V3 kann auch Qualität
Damit steht fest, dass der Creality Ender-3 V3 zwar schnell ist, dann aber nicht so sauber druckt. Also drosseln wir die Geschwindigkeit mal drastisch und sehen, ob er auch schön drucken kann.
Dazu wird der Yoda mit max. 150 mm/s und einer Layerhöhe von 0,1 mm gedruckt und ich bin begeistert. Die Stützen lassen sich ohne Hilfsmittel abbrechen, die Layer sind perfekt sauber und es sind keine Druckfehler zu sehen.
Der Creality Ender-3 V3 kann also schnell drucken, aber wenn es darauf ankommt und man drosselt die Geschwindigkeit, dann wird es auch richtig schön.
Für weitere Tests habe ich eine kleine Skulptur mit PLA Silk und 0,1 mm Layerhöhe gedruckt, deren Oberfläche anschließend wirklich gut glänzt.
Der anschließende Drache wurde wieder mit Standardwerten (auch Geschwindigkeit) gedruckt und ist richtig gut gelungen. Man sieht zwar deutliches Stringing, aber das ist eine Anpassungssache und hat prinzipiell nichts mit der Qualität des Druckers zu tun.
Bei der Bedienung wird es kompliziert
Bitte nicht falsch verstehen – Im Grunde lässt sich der Creality Ender-3 V3 mit seinem Touch-Display absolut super bedienen. Da unterscheidet er sich nicht von den anderen von mir getesteten Creality Druckern.
Und besonders gefällt mir, dass sich alle Drucker gemeinsam über Creality Print nutzen lassen. Nur da gibt es leider einen Haken.
Bisher lief es mit der 4er Version super, auch wenn sie schon etwas älter ist. Jetzt hat Creality aber die 5er Version auf den Markt geworfen und man muss es wirklich geworfen nennen, denn ausgereift ist diese noch lange nicht.
Dazu kommt, dass es in Creality Print 5.0 noch nicht für alle Creality-Drucker Profile gibt. Der komplette Umstieg ist daher etwas komplizierter.
Ich für meinen Teil war mit 4.0 sehr zufrieden und so lange 5.0 nicht ausgereift ist, werde ich wohl auch dabei bleiben. Schade nur, dass Creality selbst nur noch die 5er Variante anbietet, was ist etwas verfrüht, finde ich.
Ansonsten kann der Slicer natürlich frei gewählt werden und Cura oder Orca funktionieren ebenso.
Kamera ist beim Creality Ender-3 V3 nur optional
Da es keine fest integrierte Kamera beim Creality Ender-3 V3 gibt, müsste man im Grunde nicht darüber reden. Creality hat das mit den Nebula-Kameras aber ganz gut gelöst und überlässt es dem Nutzer, eine Kamera zu verwenden.
Ich habe das erste Mal eine solche Nebula-Kamera ausprobiert und war angenehm überrascht.
Zum einen benötigt sie keine Installation und muss nur am vorhandenen USB-Anschluss angeschlossen werden. Zum anderen ist das gelieferte Bild erstaunlich gut. Das hätte von der kleinen Kamera nicht erwartet.
Fazit: Creality Ender-3 V3 Test
Mit dem Creality Ender-3 V3 und Core XZ schlägt Creality einen neuen Weg ein, der vielversprechend aussieht und neue Geschwindigkeiten ermöglicht. Und tatsächlich ist der V3 der bisher schnellste FDM-Drucker, den ich im Test hatte.
So ganz kann die hohe Geschwindigkeit aber noch nicht überzeugen und beim Benchy leidet darunter die Qualität.
Reizt man die mögliche Geschwindigkeit nicht voll aus, liefert der Creality Ender-3 V3 ein wirklich gutes Druckbild das absolut überzeugen kann. Und das mit noch immer einer sehr guten Geschwindigkeit.
Einzig der weit abstehende Spulenhalter gefällt mir absolut nicht. Dieser benötigt enorm viel Platz und würde um 90° nach hinten gedreht ebenso funktionieren.
Als gelernter Facharbeiter für Zerspanungsmechanik, Hausbauer und ambitionierter Heimwerker, habe ich als Ausgleich viel Zeit im Internet verbracht, Bosch bei der Moderation seiner Heimwerker-Community unterstützt, ein Bautagebuch geführt und meinen Heimwerker-Blog veröffentlicht.
Heimwerker.de erkannte meine Talente und holte mich als Redakteur für Fachbeiträge und Testberichte ins Boot. Nach und nach wurde Heimwerker.de schließlich zu meinem Baby, um das ich mich liebevoll gekümmert habe. Aber Babys werden groß und gehen ihre eigenen Wege. So wie ich jetzt als freier Redakteur (hauptsächlich) für Testberichte.